8. Salonnacht am 12. April 2013:

 

unendlich

endlich

un  frei

 

Einführung von Karin Nowak

 

 


 

Karl-Heinz Ott, Autor

„Endlich Stille“

„Suchen Sie auch ein Hotel?“ Eine scheinbar unverfängliche Frage wird einem Baseler Philosophieprofessor zum Verhängnis. Ein Fremder, eine Zufallsbekanntschaft dringt in sein Leben ein und weicht nicht mehr von seiner Seite. Der Bedrängte versucht wiederholt, dem Mann zu entkommen, der sein Leben immer stärker vereinnahmt. Unfähig, dem Unbekannten wirksam Grenzen zu setzen,  bleibt dem Philosophen am Ende nur ein radikaler Befreiungsschlag, um seine Willensfreiheit wiederzugewinnen.

Karl-Heinz Ott stammt aus Ehingen/Donau. Er wurde mehrfach für seine Werke ausgezeichnet, unter anderem mit dem Thaddäus-Troll-Preis und dem Candide-Preis.


 

Stephanie Gleißner, Autorin

„Einen solchen Himmel im Kopf“

Die Jugendlichen Annemut und Johanna sind Außen- seiterinnen. Die Grenzen ihrer Dorfgemeinschaft lassen sie nicht gelten, sie fühlen sich erhaben über deren Vorschriften und Wertungen. Besonders die widerspenstige Johanna scheint in ihrer eigenen Welt voller Märtyrerlegenden zu leben, zu der schließlich auch die Freundin keinen Zugang mehr hat. Nach der Schulzeit flieht Annemut aus der dörflichen Enge in die Stadt. Jahre später findet sie bei einem Heimatbesuch Johanna, die Unnahbare, die Hochmütige, als Sachbearbeiterin der örtlichen Krankenkasse wieder. Ist sie deshalb unfrei? Oder sogar freier im Kopf als Annemut?

Stephanie Gleißner stammt aus Bayern und lebt in Berlin. „Einen solchen Himmel im Kopf“ ist ihr Debütroman.


 

Joe Bausch, Arzt, Schauspieler, Autor

„Knast“

Gefängnisalltag aus erster Hand: als „Knastarzt“ kennt Joe Bausch die Probleme des Lebens hinter Gittern. Suizide, Selbstverstümmelung und Gewalt begleiten seine ärztliche Tätigkeit. Viele Häftlinge leiden an massiven psychischen Störungen, die sich unter Haftbedingungen verschärfen. Der Gefängnisarzt fragt nach dem Wesen des Bösen, analysiert die Schwächen der „Verwahrung“ von Gefangenen und hält ein Plädoyer für grundlegende Reformen des Strafvollzugs.

Der gebürtige Westerwälder Joe Bausch ist einem großen Publikum aus dem Kölner „Tatort“ bekannt als Rechtsmediziner Dr. Joseph Roth. Sein Buch „Knast“ ist ein Resümee aus über 25 Jahren als Gefängnisarzt  in der  Justizvollzugsanstalt Werl.


 

Monika Bittl, Autorin

„Freiwild“

Als Bauernmagd gedemütigt und ausgebeutet, wählt Therese Pritzl, die „Rote Res“, ein Leben als Vogelfreie im Bayrischen Wald. Gemeinsam mit ihrem Geliebten provoziert sie die Obrigkeit mit Raub, Wilderei und Aufwiegelung der Bauern. Im Jahr 1854 enden der Ausbruch aus der festgefügten Ordnung und der Traum von Freiheit für beide vor Gericht. Monika Bittl verarbeitet die historisch verbürgten Geschehnisse anhand von Aussageprotokollen, Gerichtsnotizen, Presseausschnitten und Tagebucheinträgen zu einer fesselnden literarischen Collage.

Monika Bittl lebt als Roman- und Drehbuchautorin (ausgezeichnet mit dem Bayrischen Fernsehpreis) in München. Sie hat Germanistik und Psychologie studiert.


 

Wilfried Härle, Theologe

„Gibt es einen freien Willen?“

Martin Luther vertritt in seiner Schrift  "Dass der freie Wille nichts sei" die Überzeugung, der Mensch besitze im Blick auf seine Gottesbeziehung kein freies Entscheidungsvermögen. Heute postulieren einige Hirnforscher, der Mensch besitze keinerlei Freiheit, sondern werde durch die Impulse und Prozesse seines Gehirns gesteuert.  "Wir tun nicht, was wir wollen, sondern wir wollen, was wir tun". Ist die Hirnforschung eine Bestätigung für Luthers These? Richtig verstanden gibt es zwischen beiden Positionen  interessante Berührungspunkte, die für unseren Alltag vor allem in ethischer Hinsicht relevant sind.

Wilfried Härle ist emeritierter Professor für Systematische Theologie/Ethik an der Universität Heidelberg.


 

Anca Miruna Lazarescu, Filmemacherin

Kurzfilm „Stille Wasser“

Rumänien im Jahr 1986, zu Zeiten des Diktators Ceausescu. Zwei junge Männer, Gregor und Vali, planen die Flucht in den Westen. Nachts wollen sie über die Donau nach Jugoslawien schwimmen. Sie sind aufeinander angewiesen, doch sie misstrauen einander. Gregors Befürchtungen werden wahr: Vali hält  sich in der Fluchtnacht nicht an die Absprachen. Nun hängt Gregors Schicksal an einem seidenen Faden.

Anca Miruna Lazarescu stammt aus Rumänien. „Stille Wasser“, ihr Abschlussfilm an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film, ist mit 75 Preisen der am häufigsten ausgezeichnete deutsche Kurzfilm der letzten Jahre.


 

Hermann Vinke, Autor

„Gegen den Strom der Unfreiheit“  - Zeitzeugen der DDR erinnern sich"

Die DDR ist Geschichte. Doch die Folgen eines Regimes, das die persönliche Freiheit seiner Bürger massiv einschränkte, sind noch spürbar. Hermann Vinke porträtiert und interviewt Menschen, die auch in der Diktatur den Willen zur Freiheit und den Mut zum Widerstand nicht verloren hatten – unter anderem auch den heutigen Bundespräsidenten Joachim Gauck. Und er zeichnet ein realistisches Bild des Alltags in Ostdeutschland vor der Wende.

Hermann Vinke lebt in Bremen. Der bekannte Autor historischer Jugendsachbücher wurde unter anderem mit dem Deutschen Jugendbuchpreis für „Das kurze Leben der Sophie Scholl“ ausgezeichnet.


 

Sven Hillenkamp, Autor

„Das Ende der Liebe: Gefühle im Zeitalter unendlicher Freiheit“

Im Internet ist die Zahl möglicher Partner praktisch unbegrenzt. Doch wer grenzenlos frei wählen kann, muss mit der Angst leben, die falsche Wahl getroffen, nicht alle Möglichkeiten genutzt zu haben. So kann jede Wahl, auch die des Partners, nur vorläufig sein – bis etwas Besseres kommt. Sven Hillenkamp schildert in seinem Buch, wie zerstörerisch die grenzenlose Freiheit der Partnerwahl sich auf die Bindungsfähigkeit und Gefühlstiefe in modernen Beziehungen auswirkt.

Sven Hillenkamp lebt als freier Autor in Berlin und Stockholm. Für  »Das Ende der Liebe“ wurde er mit dem Clemens-Brentano-Preis für Literatur ausgezeichnet.


 

Hanna-Barbara Gerl-Falkowitz, Philosophin

"Freiheit, religionsphilosophisch"

Die heutigen Bilder eines unpersönlichen Gottes, einer formlosen Macht, einer anonymen Lebenskraft erlauben es, vor dem Ernst der wirklichen Gotteserfahrung zu fliehen, sich zurückfallen zu lassen in die geheime Selbstanbetung, in die angepassten Idole. Davon muss man sich weder finden noch umstürzen lassen. Der Jude Paulus machte eine ungeheure Freiheitserfahrung; danach wurde er ausgepeitscht, eingekerkert, gesteinigt, erlitt Schiffbruch, kam nur mit dem nackten Leben davon.  Dennoch hätte er nie mehr sein Leben mit dem vorigen eingetauscht.  Zu wertvoll war ihm die Erkenntnis: „Wo der Geist des Herrn ist, dort ist Freiheit“.

Frau Prof. Dr. Gerl-Falkovitz leitet das Europäische Institut für Philosophie und Religion in Wien.


 

Markus Orths, Autor

„Die Tarnkappe“

Unsichtbar sein. Beobachten können, ohne selber entdeckt zu werden. Dinge tun, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Als der unscheinbare Simon Bloch vollkommen unerwartet in den Besitz einer Tarnkappe gelangt, gerät sein Leben aus den Fugen. Zunächst versetzt ihn die neu gewonnene Freiheit in einen Machtrausch. Doch bald muss er sich fragen: Wer hat ihm die Tarnkappe zugespielt? Wie funktioniert sie überhaupt? Und: Was macht sie mit ihm?

Markus Orths studierte Philosophie, Romanistik und Anglistik. Er lebt als freier Autor in Karlsruhe. Seine vielfach ausgezeichneten Romane sind auch im Ausland erfolgreich und wurden in 18 Sprachen übersetzt.


 

Rezension der Salonnacht aus der Schwäbischen Zeitung