10. Salonnacht am 17. April 2015 zum Thema:

Humor


Einführung von Karin Nowak

 

Eckhard Henscheid, Autor

„Humor als Waffe “

„Verbales Imponiergewurstel“ und „Verschleierungsdeutsch“ prangerte Eckhard Henscheid schon früh in seinen „Dummdeutsch“-Bänden an, in denen er die Sprache der Medien, der Politik, der Psychoszene und des Feuilletons sezierte. Politisch korrekt sind seine Texte nie, seien es nun Romane, Essays, Lyrik oder Polemiken. Auch als kenntnisreicher Literatur- und Musikkritiker denkt Henscheid schon aus Prinzip gegen den Strich. Er liest in der Salonnacht aus verschiedenen Werken, auch aus dem neuesten Roman „Dostojewskis Gelächter“.

Eckhard Henscheid war Mitbegründer des Satiremagazins Titanic. Seine streitbaren Texte führten gelegentlich vor Gericht. Im Mittelpunkt seiner Heidelberger Poetik-Dozentur stand das Komische in der Literatur.


 

Björn Kern, Autor

„Das erotische Talent meines Vaters“

Seit der Trennung der Eltern wohnt der Vater alleine im alten Haus am Bodensee. Als der Sohn aus Berlin anreist, trifft er den alten Herrn in einem seltsam aufgekratzten Zustand an. Nimmt er etwa Drogen? Und wieso wird er so hartnäckig von gleich zwei Frauen belagert? Für seinen Sohn zeigt er jedenfalls, wie immer, wenig Interesse. Und so schwankt dieser,  angesichts des geradezu lächerlich virilen Vaters, zwischen ironischer Distanz und kindlichem Sehnen, Belustigung und Melancholie.

Björn Kern studierte unter anderem am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Sein Roman „Die Erlöser AG“ wurde mit dem Brüder Grimm-Preis ausgezeichnet und unter dem Titel „Komm, schöner Tod“ verfilmt.


 

Ralf Husmann, Autor

„Gestammelte Werke“

Humor ist das Gegenteil von Fundamentalismus. Und fehlendem Humor muss man mit Humor begegnen. Dieses Motto nimmt Ralf Husmann ernst. Er liest während der Salonnacht aus verschiedenen Werken:  "Die Kiste der Beziehung",  "Das total gefälschte geheime Tagebuch vom Mann von Frau Merkel", "Nicht mein Tag" und "Vorsicht vor Leuten". Je nach Stimmungslage wird der Autor auch die eine oder andere seiner Kolumnen aus dem KulturSPIEGEL oder dem Playboy vortragen.

Ralf Husmann schrieb unter anderem Gags für Fernsehshows von Harald Schmidt, Oliver Pocher und Anke Engelke. Er ist der Autor der Fernsehserie und des Kinofilms „Stromberg“. Seine zahlreichen Auszeichnungen umfassen zwei Deutsche Fernsehpreise, zwei Grimme-Preise und den Deutschen Comedypreis.


 

Anselm Neft, Autor

"Helden in Schnabelschuhen“

Max und Katja sind seit der Mittelstufe befreundet. Nun haben sie ihr Philosophiestudium beendet und wissen viel - nur nicht, wie es weitergehen soll. Geldnot und Katjas Drang "Philosophie ins Volk zu tragen" führen die Feingeister in die rustikale Mittelalterband "Kobold". Als Theophrastus Bombastus von Witterschlick und Sancta Benedicta -Wanderpäpstin und Gegenhure - mischen sie die Welt der Burgfeste und Live-Rollenspiele auf. Und Max versucht, Katja endlich seine Liebe zu gestehen.

Anselm Neft studierte Religionswissenschaften, Volkskunde, Vor- und Frühgeschichte und  Philosophie. Anschließend zog er zwei Jahre mit der Mittelalterband “Schelmish” durch Deutschland. Er ist Mitherausgeber von EXOT – Zeitschrift für komische Literatur.


 

Felicitas Andresen, Autorin

„Fichte im Bett“

Nein, mit Fichte ist nicht der Philosoph gemeint, sondern -  ein Baum. Und im Bett hätte die Ich-Erzählerin lieber ihren früheren Geliebten. Der geistert, wie andere seltsame Menschen in diesem literarischen Streifzug entlang des Untersees, durch die Gedanken und Tagträume der Autorin. Dabei driftet das Alltägliche gerne ins Absurde: “Das wenigste ist erfunden, das meiste übertrieben.“ Felicitas Andresen schont ihre Protagonisten nicht, und sich selbst, voller Selbstironie, am allerwenigsten.

Felicitas Andresen arbeitete nacheinander als Schauspielerin, Sozialpädagogin und Soziologin. Sie ist in Hemmenhofen am Untersee geboren, wo sie auch lebt und schreibt. Ihr Werk umfasst Belletristik, Kinderbücher und Jugendliteratur.


 

Uli Ganter, Autor & Grafiker

"Die Reisetagebücher des Johannes Karstner"

In Sachen Humor versteht er keinen Spaß, vor allem nicht auf Reisen: Uli Ganters Kunstfigur Johannes Karstner, ein Alter Ego des Autors. Wer kennt ihn nicht, den Prototypen des misanthropischen Reisenden? Er flucht über den Pauschaltourismus, lässt Schmipftiraden über Architektursünden und künstliche Badelandschaften los und verzweifelt an den rüpelhaften Verhaltensweisen seiner Mitmenschen. Dabei spart er nicht mit Häme und Sarkasmus Da bleibt das Lachen schonmal im Halse stekcne. Und man fragt sich: Warum bleibt dieser Karstner nicht einfach zu Hause?

Uli Ganter ist freiberuflicher Grafikdesigner und Autor. Er lehrt an der Hochschule Pforzheim das Fach Trickfilm. 


 

Marleen Stoessel, Essayistin

„Lob des Lachens“

Humor und Geduld sind zwei Kamele, mit denen du durch jede Wüste kommst", so ein arabisches Sprichwort. Humor ist demnach ein Kamel, geführt von einem Schelm, der mit ihm durch die Kulturen wandert - lachend, lächelnd, trickreich. In welcher Verkleidung auch immer: Nichts Geringeres als die menschliche Würde steht im Humor auf dem Spiel. Ihre Unantastbarkeit ist sein Credo, das (Tränen)Lachen sein  Gottesbeweis.

Marleen Stoessel arbeitete als Hochschuldozentin, Dramaturgin und Theaterregisseurin. Neben "Lob des Lachens“, einer "Schelmengeschichte des Humors", veröffentlichte sie ein Buch über Walter Benjamin und lebt heute als freie Autorin und Kulturpublizistin, auch für Rundfunk und Fernsehen, in Berlin.


 

Anna Breitenbach, Autorin & Künstlerin

„Komisches Zeug“

In Anna Breitenbachs Gedichten, Geschichten und Slamtexten geht es komisch bis absurd zu, hintergründig bis hinterrücks, erotisch bis - na, unanständig? Auch mal grenzwertig luschtig, wenn es schwäbisch wird, ihre dritte Fremdsprache. Neben der Sprache bringt sie Eigentümliches mit: Tischkalender mit kargen Steinen, KüchenKalender, poetische Postkarten … words to go.

Anna Breitenbach arbeitete nach der Journalistenschule München als freie Reporterin für den Rundfunk. Dann als Autorin - das Wort steht auch im Zentrum ihrer Ausstellungen und Performances, ihrer poetischen Produktionen. Für ihren Roman „Fremde Leute“ erhielt sie den Thaddäus-Troll-Preis.


 

Thomas Meyer, Autor

„Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“

Motti Wolkenbruchs „jiddische mame“ wünscht sich nichts sehnlicher, als den geliebten Sohn mit einer passenden, sprich jüdischen Frau zu verkuppeln. Mit Inbrunst arrangiert sie schidech um schidech, wie die Treffen heißen, die junge Menschen zusammenführen sollen. Doch Motti ist in Laura verliebt, eine Schickse – also eine Nichtjüdin. Eine Tatsache, die er der Mame gegenüber lieber verheimlicht. Und so taumelt Motti zwischen der liebevollen Umklammerung seiner Mutter und den Verlockungen der Liebe und sexuellen Freiheit - verwirrt, mit schlechtem Gewissen, aber selig.

Thomas Meyer arbeitete zunächst als Werbetexter und Reporter. Er lebt als freier Schriftsteller in Zürich. Neben seinen literarischen Werken schreibt er Kolumnen.


 

Harald Korp,  Religionswissenschaftler & Philosoph

„Am Ende ist nicht Schluss mit lustig“ 

Hilft Humor, dem Sterben mit weniger Angst zu begegnen? Oder verbietet sich Lachen angesichts des Todes? Nein, findet Harald-Alexander Korp. Denn Lachen bahnt den Zugang zu Gefühlen und weist damit einen Weg aus der emotionalen Sprachlosigkeit, unter der Sterbende und ihre Angehörigen häufig leiden. In seinem Buch „Am Ende ist nicht Schluss mit lustig“ schildert der Autor seine Erfahrungen mit Humor als einer „Insel des Aufatmens im Meer der Trauer“.

Neben seiner Lehrtätigkeit als  Religionswissenschaftler arbeitet Harald-Alexander Korp als Autor und als Sterbebegleiter in einem Berliner Hospiz. Der „Zertifizierte Humor-Coach“ hält  Vorträge und Seminare zum Thema Humor in der Sterbebegleitung.


Rezension der Salonnacht in der Schwäbischen Zeitung: