7. Salonnacht am 20. April 2012 zum Thema:

 

heimat, fremde

 

Einführung von Karin Nowak

 

 

 


Thomas Brussig, Autor

„Wie es leuchtet“

Mauerfall in Berlin. Die DDR löst sich auf. Mitten im euphorischen Leuchten der Wendezeit begegnen sich Menschen mit Ängsten und Hoffnungen, bereit zu Wendemanövern aller Art, eine Schicksalsgemeinschaft der Orientierungslosen. Einige verlieren ein Stück Heimat, ohne fort zu gehen, andere finden sie im Unbekannten.



Leif Randt, Autor

„Schimmernder Dunst über Coby County“

Eine schönere Heimatstadt als Coby County, den beliebten Ferienort am Meer, kann es nicht geben. Der junge Literaturagent Wim Endersson treibt dort unverbindlich durch ein angenehmes Leben ohne nennenswerte Widrigkeiten oder anstrengende menschliche Bindungen. Und doch ist da diese unbestimmte Sehnsucht nach etwas Größerem hinter dem Horizont. 



Jasmin Tabatabai, Schauspielerin

Autobiografie „Rosenjahre“

In Persien als Tochter einer Deutschen und eines iranischen Vaters geboren, kommt Jasmin als Zwölfjährige nach Deutschland. Ihre Kindheitserinnerungen erzählen vom Iran vor der islamischen Revolution, einer Heimat, die konkret nicht mehr existiert, die aber im Herzen lebendig geblieben ist. 



Walle Sayer, Autor

„Zusammenkunft“ Ein Erzählgeflecht

In heimatlicher Enge verwurzelt und doch frei im Geist: „Sag statt Boden Erdreich, schon stehst du woanders“. Mit seinen literarischen Miniaturen, einer ganz eigenen Art poetischer Prosa, schildert Walle Sayer Altbekanntes, Randständiges, Gewesenes, all das, was uns umgibt und umgab, so: als sähe man es immer wieder zum ersten Mal.



Reiner Strunk, Theologe

"Boden-lose Heimat"

Vertraute Landschaften und territoriale Besitzungen bestimmen das vorherrschende Verständnis von Heimat. Doch Heimatansprüche können aggressiv auftreten und ein gefährliches Klima der Abgrenzung gegen Fremdes erzeugen. Revolutionär in seiner Entstehung und immer noch zukunftsfähig ist dagegen der Heimatbegriff des Judentums in Exil und Diaspora.



Anne C. Voorhoeve, Autorin

„Unterland“

Kurz vor Kriegsende ist Helgoland völlig zerbombt. Seine Bewohner werden auf das Festland evakuiert. Eine Rückkehr auf die Insel scheint ausgeschlossen, die Briten geben sie nicht frei. Hunger, Besatzung und Dinge, über die man nur hinter vorgehaltener Hand sprechen darf, prägen den Alltag der zwölfjährigen Alice. Doch wie alle Helgoländer will sie vor allem eines: zurück auf ihre Heimatinsel.



Verena Schmitt-Roschmann, Journalistin

„Heimat- Neuentdeckung eines verpönten Gefühls“

Die Geschichte des 20. Jahrhunderts ist geprägt von traumatischen Heimatverlusten, vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus. Wie ertrugen Emigranten die erzwungene Entwurzelung im ausländischen Exil? Und wie schwer war es für Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, in einem neuen Leben Fuß zu fassen, wenn die Sehnsucht nach der alten Heimat blieb?



Karen Joisten, Philosophin

Philosophie der Heimat - Heimat der Philosophie

Heimat ist ein schillerndes, ein vielschichtiges Phänomen. Man kann sich ihr annähern, wenn man die übliche Blickrichtung umkehrt und auf den Menschen schaut. Er vereinigt in sich zwei Seiten, nämlich eine wohnende und eine gehende Seite. Gibt er beiden zugleich Raum, entfaltet er sich als ein heimatliches Wesen. Eine lebenslange, unermüdliche Aufgabe.



José Oliver, Poet

Essay „Mein andalusisches Schwarzwalddorf“

Lyrikband „fahrtenschreiber“

Im Schwarzwald geboren als Kind andalusischer Eltern, schöpft José Oliver aus einem besonderen  Reichtum: „An meiner Wiege zwei Welten, in mir zwei Welten“. Im „w:ort“ des Dichters klingt der Ort mit, Heimat und auch Fremde. Eigen ist seine Sprache, zart und tastend, „eins mit einer Gegend, die mich immer wieder wortgebiert“. 



Joachim H. Luger, Schauspieler

las aus „Rabenkrächzen“ von Maria Beig

Sieben betagte Schwestern treffen sich zur Beerdigung des Onkels in der ländlichen Heimat Oberschwabens. Dort ist nichts mehr, wie es war – und auch die Schwestern haben sich verändert. Eine von ihnen erzählt gleichmütig und kraftvoll, mit Worten „wie auf einer Wiese gewachsen“ (Martin Walser), vom Verlust der Heimat und dem Zerfall der Familie.


 

Rezension der Schwäbischen Zeitung: